chronik

Der kath. Burschenverein Marzling wurde am 07.06.1914 auf der Gründungsversammlung, zu der Hochwürden H. Kooperator Alfons Wenig eingeladen hatte, ins Leben gerufen. Von den anwesenden Marzlinger Burschen trugen sich sogleich 25 in die Gründungsliste ein. Als Präses, das ist der geistliche Vorstand des Vereins, wurde der vom Erzbischöflichen Ordinariat für dieses Amt benannte Kooperator Wenig von den Mitgliedern herzlich willkommen geheißen. Nach Aussage des Präses sind die Aufgaben und Grundsätze des Vereins die Erhaltung des Glaubens und der guten Sitten, die Förderung der Berufstüchtigkeit, die Pflege der Heimatliebe, des Frohsinns und der Geselligkeit. Zum weltlichen Vorstand wählte die Versammlung als Vorsitzenden Josef Huber, als Kassier Ludwig Gammel und als Schriftführer Georg Schwaiger. Aus den ersten Aufzeichnungen der Protokollbücher geht hervor, dass der Burschenverein sehr aktiv war und das gesellige Leben der Gemeinde bestimmte, wobei der Gesang besonders gepflegt wurde. Die Kriegszeit 1914-18 war auch für den Verein eine schwere Zeit. Am 13. Mai 1915 fiel Schriftführer Georg Schwaiger, Franz Brandmeier übernahm das Amt. Am 12. Dezember 1915 wurde der Präses H.H. Kooperator Wenig verabschiedet, am 06. Januar 1916 H.H. Georg Graf als neuer geistlicher Vorstand vorgestellt. Wie aus den sorgfältigen Eintragungen immer wieder hervorgeht, war der jeweilige Präses die Seele des Vereins. Alle Initiativen, ob Vorträge, Fahrten, Veranstaltungen, Theater und sonstige gesellige Vorschläge - alles ging vom Präses aus. Man kann es aus den Niederschriften ersehen, ob ein rühriger oder weniger interessierter Präses geistiger Vorstand des Vereins war.


In der Versammlung vom 26. Dezember 1918 stand zur Diskussion, ob man den Verein wieder aufblühen lassen soll, da dieser durch die Kriegsereignisse fast zum Erliegen gekommen war. Alle Anwesenden, besonders die zurückgekehrten Krieger, sprachen sich dafür aus. Langsam ging es wieder aufwärts. In der Niederschrift der Versammlung vom 02. November 1919 steht: „Zu unserer heutigen Versammlung wurde der Burschenverein auf Neue wieder ins Leben gerufen“. In der Versammlung am 05. April 1920 ersetzte Georg Schwaiger Josef Gammel als Vorstand. Anfang Mai 1920 wurde H.H. Graf verabschiedet und neuer Präses wurde H.H. Anton Seebäck. Allerdings nur bis zum 15. Oktober 1920, denn dann übernahm H.H. Josef Fleidl die geistliche Führung des KBV. Am 26. März 1922 wurde der Jahresbeitrag auf eine Reichsmark festgesetzt. Der 9. Juli 1922 war ein großer Tag in der Geschichte der Marzlinger Burschen. Es wurde die neue Vereinsfahne durch Feldgottesdienst, Gefallenenehrung und Trauermarsch eingeweiht. Leider musste aufgrund der schlechten Witterung der für den Nachmittag geplante Festzug entfallen. Bei dieser Weihe entstand auch das erste Vereinsfoto der Mitglieder. Am 08. Dezember 1924 übernahm H.H. Josef Schneeweiss für den krankheitshalber ausgeschiedenen H.H. Josef Fleidl das Amt des Präses. Am 08.März 1925 wurde die Vorstandschaft neu gewählt: 1. Vorsitzender Alois Gammel, 2. Vorsitzender Xaver Ernst, Kassier August Hartmeier und Schriftführer Josef Goldbrunner. Aus den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass der Burschenverein in diesen Jahren eine wahre Blütezeit erleben konnte.


Durch die vorbildliche Zusammenarbeit von Präses und der einsatzfreudigen Vorstandschaft wechselten sich Theateraufführungen, Lichtbildervorträge, viele gesellige Veranstaltungen und Fortbildungsmaßnahmen in schöner Regelmäßigkeit ab. In der Generalversammlung am 26.02.1928 wurde der Mitgliedsbeitrag auf 1,50 Mark erhöht. In der gut besuchten Versammlung am 8. November 1931 wurden zukunftsweisende Themen besprochen, wie die - Abhaltung eines Buchführungskurses, an dem sich etwa die Hälfte der Mitglieder beteiligen werden, die Leitung übernimmt der H.H. Präses Schneeweiss - Beschaffung von Gesangbüchern und Abhaltung von wöchentlichen Singproben - Bildung einer Turnriege auf Antrag der Jugendlichen. Am 14.02.1932 wurde die Gründung der Turnerabteilung beschlossen. Ab Anfang 1933 wurden die Eintragungen des Schriftführers Josef Apold spärlicher, man spürt die Unsicherheit und Unruhe aufgrund der politischen Veränderungen. Am 22. April 1934 wurde der letzte Eintrag in der Burschenchronik erstellt - der kath. Burschenverein Marzling konnte sich nicht mehr öffentlich betätigen.


Nach 13jähriger Unterbrechung wurde in einer Versammlung am 30. März 1947 der Burschenverein zu neuem Leben erweckt. Durch die tatkräftige Mithilfe von H.H. Expositus Josef Ertl und der alten Mitglieder des Vereins war es möglich eine General- und Neugründungsversammlung abzuhalten, bei der sich 29 Burschen in die Stammliste eintrugen. Die neue Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen: Vorstand Josef Martin, Kassier Rudolf Schindler und Schriftführer Willibald Schibl. Zu den Vereinsgrundsätzen von 1914 kamen nun die Punkte Sport, Spiel und Naturbeobachtung hinzu. Zu Ehrenmitgliedern wurden in der Versammlung am 13. April 1947 Josef Apold, Hauptlehrer Weber, Xaver Landenhammer, Josef Gammel, Otto Schibl und Peter Gißibl ernannt. Apold rettete während des Krieges durch seinen Einsatz sowohl die Burschenfahne als auch die Vereinschronik. Die Sitzung vom 17. Mai 1947 behandelte die Themen Sportgruppenbildung und Sportplatzbeschaffung. Wie die Aufzeichnungen zeigen, schloss der KBV dank der ständigen Impulse von Präses H.H. Expositus Ertl an seine frühere Blütezeit an. Vorträge, Veranstaltungen, Fahrten, Theateraufführungen und Geselligkeiten wechselten sich sinnvoll miteinander ab und bestimmten weitgehend das kulturelle und geistige Leben in der Gemeinde. Anfang 1948 traten 10 neue Burschen dem Verein bei, der somit 50 aktive Mitglieder zählte. Nach der Währungsreform 1948 wurde der Monatsbeitrag auf 0,50 DM festgesetzt. In der Generalversammlung am 28. Januar 1950 wurde die Bildung einer Schießgruppe geplant. Beim silbernen Priesterjubiläum Ihres Präses H.H. Pfarrer Josef Ertl 1957 beteiligt sich der Verein mit Vereinsfahne am Festgottesdienst. Die Vorstände in den 50er Jahren hießen Josef Hermann, Willi Schibl, Alois Gammel, Hermann Gißibl und Franz Ernst.


Am 3. Dezember 1963 wurde erstmals Hauptlehrer Funk in der Vereinsrunde begrüßt, der dem Burschenverein seine volle Unterstützung zusagte. Am 7. Juni 1964 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst, gemeinsamen Mittagessen im Vereinslokal Alter Wirt und anschließender Bekenntnisandacht. Anlässlich seiner 25jährigen Tätigkeit als Präses des Burschenvereins wurde H.H. Pfarrer Ertl am 4. Oktober 1964 geehrt und Ihm der Dank für seinen großen Einsatz beim Burschenverein ausgesprochen. Als Ehrengäste dieser Feierstunde konnten Senator Ernst, Bürgermeister Eßberger, Kreisrat Holzner und Hauptlehrer Funk begrüßt werden. In der Versammlung am 2. Oktober 1968 wurden Vorschläge zur Aktivierung der Monatsversammlung in Form der Einladung verheirateter Mitglieder und der weiblichen Jugend gemacht. Am 15. November 1969 ließ sich der Präses H.H. Ertl erstmals wegen Krankheit entschuldigen. In den 60er Jahren waren Franz Ernst, Alois Ernst, Max Ernst, Josef Huber und Martin Ernst als 1. Vorstand tätig.


Am 14. Oktober 1970 nahm der Präses erstmals wieder an einer Versammlung teil. Ab dem 11. Dezember 1970 konnte er an den weiteren Veranstaltungen wegen Krankheit nicht mehr teilnehmen. Am 6. Juni 1971 nach dem Festgottesdienst anlässlich der Installation von H.H. Pfarrer Nikolaus Reichl wurde der bisherige Präses H.H. Pfarrer Josef Ertl, der 32 Jahre die Geschichte des kath. Burschenvereins entscheidet gefördert hat, herzlich verabschiedet. Zur Versammlung am 7. September 1971 konnten die Burschen Ihren neuen Präses erstmals begrüßen. Die Versammlungen Ende 1971 und Anfang 1972 waren so schlecht besucht, dass während der Generalversammlung am 29. April 72 keine neue Vorstandschaft gewählt werden konnte. Es zeichnete sich inzwischen ab, dass sich unter Präses H.H. Pfarrer Ertl die Vereinsarbeit auf einem hohen Niveau befand und die Burschen nun zusehends auf sich allein gestellt waren. Zudem fehlte dem Verein in dieser Zeit das Aufgabenfeld und ein starker Vorstand. Am 14 Januar 1973 beteiligte sich der Verein mit Fahne an der Beerdigung seines langjährigen und geschätzten Präses H.H. Pfarrer Josef Ertl. In der Versammlung am 18. September 1973 gab H.H. Pfarrer Reichl der Hoffnung Ausdruck, dass der Burschenverein in Zukunft wieder aktiv wird. Am 12. November 1974 wurde beschlossen, aufgrund der inzwischen tiefen Krise, Versammlungen nurmehr alle zwei Monate abzuhalten. Mitte der 70er Jahre wurde der alte Brauch des Maibaumaufstellens durch unseren Verein wieder aufgenommen und durch gesellige Veranstaltungen wie Tanzen, Volksfest, Schafkopfturniere, Sommerfeste und Kegeln ging es aufwärts mit dem Vereinsleben. In der Versammlung am 11. Oktober 1977 wurde über die Bildung einer Mädchengruppe gesprochen. Die Meinungen waren geteilt, allerdings stimmte man dieser Gruppenbildung „auf Probe“ zu. Am 5. Mai 1978 wurde Johann Siebler zum 1. Vorstand gewählt. Mit ihm kehrte wieder Kontinuität und Beständigkeit in den Verein zurück, da er dieses Amt bis 1985 einsatzfreudig ausübte. Am 10. Oktober 1978 wurde das Mitgliedsalter auf 14 Jahre heruntergesetzt. In den für den Verein schwierigen 70er Jahren waren nicht weniger als zwölf 1. Vorstände für den Burschenverein Marzling tätig.


1982 wurde erstmals mit großem Erfolg durch den KBV ein Nikolausdienst angeboten. 1984 wurde durch die Mitglieder des Burschenvereins ein zerlegbares Podium gebaut, das 1998 durch ein Neues ersetzt wurde. Am 27. Mai 1985 veranstaltet unser Verein erstmals eine Radbildersuchfahrt mit großem Erfolg. Am 02. Juli 1989 wird das 75jährige Gründungsfest des Burschenvereins Marzling im großen Rahmen mit Festzeltbetrieb unter Vorstand Klaus Mäuer gefeiert. Angespornt von diesem Fest wird 1990 und 1995 das Marzlinger Bürgerfest von den Burschen ausgerichtet. Am 01.05.1993 wird mit dem Maibaumaufstellen ausschließlich durch „Schwalben“ eine alte Tradition in unserem Verein wieder aufgenommen. Im Fasching 1995 fällt der letzte Vorhang für den traditionellen Marzlinger Burschenball im Gasthaus „Grüner Hof“ in Freising-Lerchenfeld. Seitdem beteiligt sich der KBV regelmäßig am Marzlinger Ball der Vereine mit diversen Showeinlagen, die beim Publikum stets bestens ankommen. Zudem konnte im Vorfeld des Maibaums 1997 mit List und Geschick der Maibaum der Nachbarortschaft Oberhummel gestohlen werden. 1998 erweisen die Marzlinger Burschen, dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, Senator Xaver Ernst die letzte Ehre. Die Vorstände in den 90er Jahren hießen Martin Ernst, Hermann Fischer, Robert Nagel, Hans Baier und Christian Mäuer. Im Jahre 2000 veranstaltete der KBV wieder einmal das Marzlinger Bürgerfest zudem eigens ein Maßkrug mit Vereinsdesign zum Verkauf angeboten wurde. Im Februar 2001 wurde durch den damaligen Vorstand Christian Mäuer eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Grund hierfür war das mangelnde Engagement der Burschen und die kriselnde Vereinsarbeit, sogar die Vereinsauflösung stand im Raum. Die Versammlung war mit 30 Vereinsmitgliedern, im Vergleich zu den letzten Monatsversammlungen, sehr gut besucht, sogar Bürgermeister August Hartmeier war gekommen und appellierte an die Burschen den Verein weiterzuführen. Konstruktive Gespräche und verschiedene Lösungsansätze hatten durch den Gewinn von 5 Neumitgliedern Erfolg. Der Verein war gerettet und man ging wieder zuversichtlich an die anstehenden Vereinsaufgaben. Dass der Verein kurze Zeit später schon wieder intakt war, beweist die erneut erfolgreiche Ausrichtung des Bürgerfestes im August 2001. Im Oktober 2001 übernahm erneut Hans Baier für 2 Jahre die Führung des KBV. Am 01. Dezember 2002 beteiligte sich eine Fahnenabordnung an der Altarweihe in der Pfarrkirche St. Martin durch Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger. In der Jahreshauptversammlung am 10. Oktober 2003 übernahm die jüngste Vorstandschaft aller Zeiten mit Matthias Rothermel und Ferdinand Stegmayr den zweitältesten Marzlinger Verein.